Von J.D. Vances Gepoltere zu Yann LeCuns Vision

Der AI Action Summit in Paris: Trotz aller Polemik um Regulierung bestehen immer noch große Chancen, im globalen Rennen um echte KI-Intelligenz mitzuhalten

Beim jüngsten AI Action Summit in Paris sorgte J.D. Vance für Schlagzeilen, indem er die Europäische Union scharf dafür kritisierte, sich stärker auf Regulierungen als auf Innovationen zu konzentrieren. Diese energische Debatte drohte beinahe, den Auftritt von Yann LeCun zu überstrahlen. Dabei gab der renommierte KI-Forscher und Turing-Preisträger wegweisende Einblicke in die Grenzen derzeitiger Large Language Models (LLMs) und plädierte für einen völlig neuen Ansatz.

LeCun erläuterte, dass LLMs ein fundamentales Problem haben: Sie erkennen zwar Muster in riesigen Datenmengen, verfügen jedoch über kein Verständnis von Kausalität oder tiefere Zusammenhänge in der Welt. Vielmehr arbeiten sie nach statistischen Wahrscheinlichkeiten, ohne den tatsächlichen Inhalt zu „begreifen“. Dieses oberflächliche Verständnis schränkt die Fähigkeit ein, komplexe Aufgaben zu lösen, wie sie bei echter menschenähnlicher Intelligenz (oder dem, was LeCun „Advanced Machine Intelligence“ nennt) erforderlich wären.

Darüber hinaus bemängelte LeCun die fast dogmatische Überzeugung, man könne die Leistungsfähigkeit von KI-Systemen durch bloße exponentielle Skalierung steigern. LLMs sind enorm ressourcenintensiv, da sie unzählige Token rein statistisch berechnen. Eine solche Herangehensweise sei weder nachhaltig noch führe sie zwangsläufig zu einem intelligenten „Weltmodell“ – also einer internen Repräsentation, die Zusammenhänge in der realen Welt abbilden kann.

LeCun betont, dass der Weg zu echter Intelligenz über die Fähigkeit zum Zero-Shot-Learning führen sollte: eine KI müsste ohne spezifisches Training in der Lage sein, neue Aufgaben oder Situationen zu meistern. Menschen und sogar Tiere verfügen über ein solches intuitives Lernen, indem sie ihre Umgebung wahrnehmen, Muster erkennen und daraus Handlungsmöglichkeiten ableiten. Generative KI hingegen, so LeCun, bleibe rein vorhersageorientiert. Sie könne deshalb kein fundiertes „Weltenwissen“ aufbauen, das für echte kognitive Fähigkeiten notwendig wäre.

LeCun stellt zudem klar, dass er den Begriff „AGI“ für irreführend hält. Wer behauptet, kurz vor dem Durchbruch zu stehen, lege ein falsches oder zumindest sehr eigennütziges Verständnis von „General Intelligence“ an den Tag. Er plädiert stattdessen für offene Forschung und den Einsatz von Open-Source-Modellen, um neue, effizientere Architekturen zu entwickeln. Diese sollen natürlicheren Datenfluss ermöglichen und so reale Zusammenhänge greifbar machen.

In diesem Spannungsfeld zwischen Regulierungsdebatten und der Forderung nach radikalem Umdenken in der KI-Forschung bleibt das zentrale Fazit: Reine Skalierung wird die Welt nicht erklärbar machen. Wer jetzt auf frische Ideen setzt und tiefergehende Konzepte für maschinelle Intelligenz entwickelt, könnte die nächste Stufe der KI-Revolution entscheidend prägen.

https://www.heise.de/news/Metas-KI-Chef-Yann-LeCun-glaubt-nicht-an-die-Zukunft-generativer-KI-10275637.html

https://www.youtube.com/watch?v=xnFmnU0Pp-8&t=9s

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KI soll die physikalische Welt “verstehen”

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